Die Langobarden von Nikitsch und Steinbrunn

In der Völkerwanderungszeit ließen sich nach dem Ende der römischen Herrschaft in Pannonien die germanischen Langobarden nieder. Die wichtigsten Grabfunde dieses Volkes stammen auf heutigem burgenländischem Gebiet aus Steinbrunn und aus Nikitsch. Beide Fundorte werden von den Archäologen der Hegykö- Gruppe zugeordnet, ebenso Gräber aus Sigleß, Großhöflein und Fertöszenmiklos. Sie ist nach dem bedeutendsten Fundort, Hegykö (Heiligenstein) am Südende des Neusiedlersees benannt, wo der größte Friedhof mit 81 Gräbern nahezu vollständig ausgegraben wurde. Von den anderen bekannten Langobardenfriedhöfen in Innerungarn unterscheidet sich die Hegykö-Gruppe durch etwas abweichendes Fundgut. Es wird vermutet, dass neben den Langobarden dort auch Angehörige anderer Völker wie Reste der Romanen, germanische Rugier, Heruler und Donausueben unter langobardischer Oberherrschaft lebten. In Hegykö könnte ein besonders reich ausgestattetes Grab das einer herulischen Fürstensippe gewesen sein.

Sowohl in Nikitsch wie in Steinbrunn schloss die germanische Siedlung an römische Gebäude (Gutshöfe) an, vermutlich gab es aber auch Dörfer. Die Siedlungen wurden allerdings noch nicht gefunden. Charakteristische Grabbeigaben sind Spathen in einigen wenigen Kriegergräbern, Messer, häufig Lanzen, Pfeilspitzen, Schildbuckel, Fibeln (S-Fibeln, Bügel- und Scheibenfibeln, Schnallen, Beinkämme und Pinzetten. Der bedeutendste Fund ist der Spangenhelm von Steinbrunn.

In Nikitsch wurden 1925 während einer Brunnengrabung zwei Gräber angeschnitten. Dr. Bayer besichtigte die Stelle und kaufte die Fundstücke auf. Im September 1925 wurden neun weitere Gräber gefunden. 1949 und 1965 gab es weitere Gräberfunde, in der Umgebung zahlreiche römische Funde.

Das Gräberfeld in Steinbrunn wurde 1949 beim Abbau in der Sandgrube entdeckt, zunächst zwei, später 7 weitere Skelettgräber. Die meisten Gräber waren durch Baggerarbeiten gestört oder zerstört. 1951 fand man drei weitere und 1953 8 weitere Gräber. 1965 wurde in einem Grab in der Nähe der Überreste des römischen Gutshofes der berühmte Spangenhelm, zusammen mit einer Spatha, gefunden und restauriert. Die römische Villa wurde schon 1932 bis 1934 ausgegraben und erbrachte große Mengen an Keramik mit römerzeitlichem und völkerwanderungszeitlichem Ursprung.

Die Fundgegenstände sind in der Diplomarbeit von Angelika Kern abgebildet und können im Internet angesehen werden.

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Verwendete Literatur

  • Kern, Angelika: Langobardenzeitliche Siedlungsstrukturen im Burgenland anhand zweier Fallbeispiele. Dipl.Arbeit der Universität Wien, 2013. https://utheses.univie.ac.at/detail/23939
  • Mitscha-Märheim, Herbert: Das langobardische Gräberfeld von Steinbrunn und die völkerwanderungszeitliche Besiedlung des Ortsgebietes. In: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 35. Eisenstadt 1966, S. 102-114