Die Langobarden in Pannonien
Die Langobarden in Pannonien
Woher kamen die vielen "Langobarden", die schließlich ein großes Gebiet, ganz Pannonien, beherrschten und zum Teil auch besiedelten? Die Forschung vermutet, dass es eine ständige Zuwanderung von Elbgermanen aus Mitteldeutschland und Nordböhmen gab, dass sich also ganze Gefolgschaften dem so erfolgreichen langobardischen Königen anschlossen. Aber auch einheimische germanische Elemente dürften sich den Langobarden, sobald diese Erfolg hatten und solange ihre Fürsten über das "Königsheil" verfügten, angeschlossen haben: "Und sie machten viele Knechte zu Freien, damit sich die Zahl ihrer Krieger erhöhe.“
Als die ersten Langobarden pannonisches Gebiet betraten, fanden sie hier verschiedene Völkerschaften vor. Die nördliche Hälfte des nachmaligen Westungarn stand unter der Herrschaft von Germanen, im Umkreis des Neusiedlersees wohnten Heruler, östlich von deren Siedlungen suebische Volksgruppen. Weiter südlich gehörte der Landstrich zwischen dem Plattensee und der Drau zum Randgebiet der italienischen Ostrogoten. Auf allen drei Gebieten lebten Überreste der Bevölkerung der Provinz Pannonien unter germanischer Herrschaft, die Mehrzahl von ihnen - die, eine Handwerker- und Bauernschicht, zu jener Zeit noch geschlossene städtische Gemeinschaften bildeten - als Untertanen der Ostrogoten. Schlechter dürfte es jenen ergangen sein, die unter der Herrschaft der Heruler lebten, zumal sie sowohl in den Städten (z. B. in Scarabantia=Sopron/Ödenburg) als auch in den Dörfern, vici (wie z.B. Hegykö), in Gemeinschaft mit ihren germanischen Herren, mithin ohne jede Selbständigkeit leben mussten.
Die im Herbst 526 nach Pannonien eingedrungene erste Welle der Langobarden tat dem Wesen nach nichts anderes, als dass sie entlang der Donau von Wien bis südlich von Budapest die Kontrolle über die Befestigungswerke und die Furten übernahm. Die Gräberfelder der ersten Langobardischen Siedler liegen bei den ehemals römischen Zentren. Die Eroberer ließen sich offenbar in früheren römischen Siedlungen nieder. Eine Massenumsiedlung des langobardischen Volkes fand 546/47 statt, als ganz Westungarn und das Burgenland unter die politische Oberhoheit der Langobarden gekommen war, doch das ganze Gebiet wurde auch dann noch nicht besiedelt. Eine kleine Enklave der von den Langobarden unterworfenen Heruler bestand weiterhin im Umkreis des Neusiedlersees und der angrenzenden Ausläufer der Ostalpen (Hegykö- Gruppe), während das übrige Gebiet von den Langobarden besetzt war.
Sitz der langobardischen Könige dürfte nach 546 die Kleine Tiefebene Westungarns, das Stromgebiet der Flüsse Raab, Rabnitz und Marcal gewesen sein, wo reiche Fürstengräber (Veszkény) und Adelsgräber (Mosonszentjános) sowie zwei Schwerter mit Goldbeschlägen zum Vorschein kamen. Einige Historiker vertreten die Ansicht, Gepiden und Langobarden seien nur eine dünne Herrenschicht ('Gefolgschaften') gewesen, die sich die ortsansässigen 'Massen' botmäßig gemacht und dem Wesen nach von deren Fleiß und Arbeit gelebt hätten. Dieser Auffassung widersprechen die archäologischen Forschungsergebnisse. Es schieden sich die Siedlungen der romanisierten Einheimischen von denen der Germanen immerhin so weit, dass in den germanischen Siedlungsgebieten die Germanen die überwiegende Mehrheit waren.

