Die germanischen Nachbarn
Nördlich der Donau leben germanische Völker: im Westen die Hermunduren, im Mühlviertel die Naristen, im nördlichen Niederösterreich Markomannen und Quaden. Die Römer beobachten diese gefährlichen Nachbarn sorgfältig und greifen immer wieder durch eine geschickte Politik, die auf ein gegenseitiges Ausspielen der Germanen abzielt, ein. Der mächtige Markomannenkönig Marbod wird von Catualda gestürzt, der seinerseits ebenfalls einem Konkurrenten weichen musste. Beide finden im Römischen Reich Zuflucht, wie noch viele germanische Fürsten und Gruppen nach ihnen. Marbod verbringt seinen Lebensabend in Ravenna, Catualda in Forum Iulium (Cividale). 30 Jahre später löst Rom einen Konflikt unter den Quaden durch Umsiedlung einer Gruppe dieses Volkes unter ihrem Führer Vannius. Seine Quaden werden am Leithagebirge, wahrscheinlich überwiegend im Raume des heutigen Nordburgenlandes, angesiedelt. Waffengräber aus dieser Zeit und auch Inschriften auf Grabsteinen sprechen dafür, so etwa ein in Katzelsdorf gefundener Grabstein, der den Namen einer Germanin namens Strubilo (die "Sruppige", siehe Familienname Strobl) überliefert. Sie gehörte einem anderen Germanen namens Scalleo.
167 n. Chr. dringen zunächst kleinere Germanengruppen in die Provinz ein. Angeblich waren an diesem ersten Einbruch auch 6.000 Langobarden und Obier aus dem heutigen Norddeutschland beteiligt. Die Langobarden werden später, in der Völkerwanderungszeit, Pannonien über längere Zeit beherrschen. Dann brach eine gewaltige Welle über die Donaugrenze. Neben Markomannen und Quaden waren auch Naristen, Hermunduren und die nichtgermanischen Jazygen, die östlich der Donau in Ungarn siedelten, an diesem Angriff teil. Der Ansturm war auch deshalb so erfolgreich, weil zu dieser Zeit große Truppenteile für den Partherkrieg im Osten abgezogen waren. Nahezu jeder archäologische Fundort aus dieser Zeit weist Brandschichten und Spuren der Zerstörung auf. Die Germanen zogen plündernd bis nach Aquileia, welches sie jedoch nicht einnehmen können. Erst Ende 168 konnten sie wieder über die Donau zurückgedrängt werden. Rom muss dafür alle Kräfte aufbieten und seine letzten Reserven einsetzen. Zur Kriegsnot kommt, dass in diesen Jahren vom Orient her eine Seuche, wahrscheinlich die Pest, eingeschleppt wird. Sie fordert ebenfalls zahlreiche Menschenleben.
